26 Jahre Erfahrung als Vegetarierin

Ich habe noch nie Fleisch oder Fisch gegessen. Da meine Eltern schon vor meiner Geburt ihre Ernährung aus gesundheitlichen Gründen umgestellt hatten, bin ich (ovo-lacto-)vegetarisch geboren und aufgewachsen. Dabei wurde mir Fleisch nie verboten. Ich wusste lediglich, dass es von toten Tieren kommt und da ich schon immer ein großes Herz für Tiere hatte, war es für mich völlig unvorstellbar, sie zu essen. Leider war ich mit dieser Ansicht damals meist allein. In der Schule wurde ich deswegen gehänselt, niemand nahm mich ernst, oft wollten Erwachsene mir sogar erklären, dass ein Leben ohne Fleisch und Fisch unmöglich sei, während ich fit und fidel vor ihnen stand. Zeit meines Lebens musste ich mich also für meine Ernährungsweise rechtfertigen, lernen mit Vorurteilen und dummen Witzen umzugehen und akzeptieren, dass die meisten Menschen bei diesem Thema völlig blind und taub sind. Trotzdem blieb ich aus Überzeugung Vegetarierin.

Neben Gemüse, vollwertigem Getreide und Obst, machten tierische Produkte wie Käse, Eier, Quark, Butter, Joghurt oder Sahne allerdings einen großen Teil meiner Ernährung aus. Dass jedes dieser tierischen Produkte ebenso für Tierleid verantwortlich ist, war mir damals nicht wirklich bewusst und ich hätte es wohl auch nicht wissen wollen. Denn es war ja schon schwer genug, Vegetarier zu sein. Außer meiner Familie kannte ich niemanden der kein Fleisch aß, geschweige denn, vegan lebte. In unserer Gesellschaft komplett ohne Tierprodukte zu leben schien mir daher völlig unmöglich und ich hatte sogar Zweifel daran, ob es gesund sei. Die gute alte Milchlobby hatte nämlich auch mich glauben gemacht, dass Kuhmilch ein essentielles Nahrungsmittel für Menschen sei! Doch zum Glück blieb es nicht dabei und im Alter von 26 Jahren machte ich mir endlich mein eigenes Bild zu veganer Ernährung.

Der vegane Selbstversuch

Im Sommer 2013 fingen Freunde von uns an, sich vegan zu ernähren und empfahlen mir das Kochbuch „Vegan for fit“ von Attila Hildmann. In dem Buch wird eine „Vegan Challenge“ empfohlen, eine 30-tägige Ernährungsumstellung auf rein pflanzliche und vollwertige Ernährung, die gesund, schlank und fit macht. Ich wollte es probieren und fragte Marco, der damals noch Fleisch aß, ob er mit mir die Challenge machen würde. Er überlegte ein paar Tage und ließ sich dann darauf ein, weil er ein paar Kilos abnehmen wollte. Ich persönlich hatte keine konkreten Ziele oder Erwartungen an diesen Selbstversuch, ich wollte einfach sehen, „was man als Veganer noch essen kann“.

30 Tage lang „Gemüse mit Gemüse“

Was soll ich sagen – ich habe noch nie so abwechslungsreich und lecker gegessen wie während der Vegan Challenge! Marco und ich waren einfach nur begeistert. Jeden Tag probierten wir andere Rezepte und eins war köstlicher als das andere. Selbst als erfahrene Vegetarierin hatte ich bis dahin nicht gewusst, dass „Gemüse mit Gemüse“ so gut schmecken kann und was man mit Quinoa, Amaranth oder Mandelmus anstellt. Zum Beispiel sowas:

Mini-Crunch-Pancakes mit frischen Früchten

Mini-Crunch-Pancakes mit frischen Früchten

Amaranth-Joghurt-Pop

Amaranth-Joghurt-Pop

Berlin-Toast mit Cashew-Bananenfüllung und Crunch-Kruste an Sommerbeeren

Berlin-Toast mit Cashew-Bananenfüllung und Crunch-Kruste an Sommerbeeren

Zucchiniloni mit Kürbis-Oliven-Füllung und Kartoffelrösti

Zucchiniloni mit Kürbis-Oliven-Füllung und Kartoffelrösti

Asia-Sesam-Burger

Asia-Sesam-Burger

Und obwohl das alles so gar nicht nach „Diät“ schmeckte, purzelten bei uns beiden schnell die überschüssigen Pfunde. In meinem Fall sogar ganz ohne Sport! Auch meinem Stoffwechsel tat die neue Ernährungsweise gut und die typische Nachmittagsmüdigkeit, die ich vorher gut kannte, war verschwunden.

 Von vegetarisch…

…zu vegan

Mit der Umstellung von vegetarisch auf vegan habe ich knapp 10 Kilo verloren und trage jetzt zwei Kleidergrößen weniger. Mein Idealgewicht halte ich seitdem ganz ohne Gewichtsschwankungen.

Mehr als nur gesund

Während der Challenge fingen Marco und ich auch an uns genauer über Ernährung zu informieren. Wir schauten Dokumentationen, die zeigen, wie unsere Ernährung neben dem Tierleid auch mit dem Welthunger und globalen Umweltproblemen wie dem Klimawandel zusammenhängt. Hier findest du unsere Top 5 der besten Dokus über Ernährung.

Ich gestand mir ein, dass ich als Vegetarierin immer noch für all diese Probleme mitverantwortlich war. Besonders das Leid der Mutterkühe in der Milchproduktion traf mich sehr. Ich erfuhr, dass Milchkühen ihre Babys kurz nach der Geburt entrissen werden und sie tagelang verzweifelt nach ihnen rufen und trauern. Dass ihre Kälber nie in den Genuss ihrer Muttermilch und Mutterliebe kommen und entweder direkt geschlachtet oder zur nächsten Milchkuh aufgezogen werden. Dass Milchkühe jedes Jahr wieder künstlich befruchtet werden und sie all ihre Kinder nie bei sich haben dürfen. Dass das hohe Gewicht der überzüchteten Euter ihnen Schmerzen verursacht und sie vom endlosen Melken entzündete, eitrige Wunden bekommen. Dass die meisten Milchkühe nie Sonnenlicht oder eine Wiese sehen, sondern ihr ganzes Leben angebunden im Betongefängnis in ihrem eigenen Dreck stehen müssen. Dass sie nach 4-5 Jahren, in denen ihnen ihre Kinder und tonnenweise Muttermilch gestohlen wurde, so ausgemergelt sind, dass sie ebenfalls auf der Schlachtbank enden.

Das wollte ich nicht mehr unterstützen. Daher war am Ende des 30-tägigen Versuchs für mich klar, dass ich mich weiter komplett ohne Tierprodukte ernähren möchte. Jetzt wusste ich, wie einfach das geht und fühlte mich damit um Längen wohler und integerer. Glücklicherweise ging es Marco genau so und wir ernähren uns seitdem beide vegan.

Mein veganer Alltag

Seit der Umstellung haben wir viele neue Lebensmittel entdeckt, die uns vorher unbekannt waren und haben sogar noch mehr Freude am Kochen und Essen gewonnen. Überraschenderweise habe ich seitdem auch gar nichts vermisst, nicht mal meinen vormals heiß geliebten Käse als Brotbelag. Die riesige Auswahl an pflanzlichen Aufstrichen fürs Brot finde ich mittlerweile viel spannender. Da will ich gar keinen veganen Käse. Nur auf Pizza esse ich gerne mal welchen, zum Beipiel wenn wir die allerbeste vegane Pizza Nürnbergs bestellen 🙂 Gelegentlich machen wir uns zum Frühstück auch „Rührtofu“mit gebratenem Gemüse. Mit Kala Namak gewürzt schmeckt das fast so wie Rührei. Im Kaffee, im Müsli, zum Kochen und Backen benutze ich alle möglichen pflanzlichen Milch- und Sahnesorten aus Soja, Hafer, Kokos, Reis, Dinkel, Haselnuss, Hirse, Mandel, Hanf oder Cashews. Besonders beim Backen beweist sich die vegane Alternative als viel praktischer! Wo ich früher zum Kuchen backen immer frische Milch, Butter und Eier besorgen musste, habe ich jetzt nämlich immer alles Notwendige im Vorratschrank: lang haltbare Pflanzenmilch im Tetrapack, pflanzliche Margarine statt Butter und als Eiersatz beispielsweise Sojamehl, Stärke, Chiasamen oder Apfelmus. Mittlerweile achte ich beim Lebensmitteleinkauf sehr auf Regionalität und benutze viel mehr saisonales Bio-Gemüse und -Obst. Meine Mahlzeiten bestehen hauptsächlich aus verschiedensten Gemüsesorten und Hülsenfrüchten wie Kichererbsen und Linsen. Auch verschiedenste Nüsse, Samen und Sprossen bereichern meinen Speiseplan. Wie schon als Vegetarierin verwende ich zu Hause frisch gemahlenes Mehl aus dem ganzen Korn und unraffinierte Getreideprodukte wie Vollkornnudeln und Vollkornreis. Bei Schokolade bin ich auf Zartbitter umgestiegen, gerne esse ich auch die faire Bio-Schoki „Vego“ mit ganzen Haselnüssen und mein absoluter Favorit ist derzeit die Reismilchschokolade Nirwana Praline (bio&fair). Statt Bienenhonig verwende ich Agaven- und Ahornsirup, Birnen-und Apfeldicksaft. Selten kaufe ich auch mal vegane Fertiggerichte wie Bratlinge aus Soja, Lupine oder Seitan. Unser liebstes Fast-Food, wenn wir keine Lust zum Kochen haben ist übrigens „Weiße Bohnen in griechischer Tomatensoße“ aus der Konserve. Das kochen wir nur kurz auf und verfeinern es mit extra viel Knobi, lecker lecker! 🙂

Neben der Umstellung unserer Ernährung haben wir uns schrittweise auch mit anderen tierischen Produkten beschäftigt und vegane Alternativen gefunden. So achten wir zum Beispiel bei Haushaltsartikeln wie Putz- und Waschmittel, Seife oder Kosmetik darauf, dass sie rein pflanzlich und ohne Tierversuche hergestellt wurden. Bei Kleidung meiden wir tierische Bestandteile wie Leder, Pelz, Wolle und Seide.

Mein Tipp für Dich

Ich kann dir aus meiner eigenen Erfahrung nur raten, die vegane Ernährung einmal selbst auszuprobieren. Die Umstellung ist leichter als du denkst, erst recht, wenn du schon vegetarisch lebst. Als Vegetarier/in bist du bereits gewohnt, anders zu essen als Andere und beim Einkaufen die Inhaltsangaben zu lesen. Mit dem Ersetzen von tierischer Milch durch pflanzliche schonst du deine Gesundheit enorm und wenn du aus ethischen Gründen kein Fleisch isst, wirst du dich als Veganer/in noch viel wohler fühlen, weil du die Tierindustrie gar nicht mehr unterstützt.

Ich wünsche dir viel Spaß beim Ausprobieren und verlinke dir hier als Starthilfe noch ein paar Webadressen und kostenlose Apps fürs Handy!

Alle wichtigen Infos und Studien zur veganen Lebensweise findest du auf:

Der Vegan Guide Nürnberg  ist der erste vegane Restaurantführer und Einkaufsratgeber für die Metropolregion Nürnberg, Fürth, Erlangen und Ansbach.

Mit der gratis App Vanilla Bean für dein Handy findest du deutschlandweit immer schnell und einfach das passende Restaurant in deiner Nähe, ob glutenfrei, bio, rohköstlich oder einfach nur vegan.

Die kostenlose App Keiner Fliege unterstützt dich beim Einkaufen, beim Kochen und vor allem beim Beantworten allseits beliebter Fragen rund um den veganen Lifestyle.

Mit der gratis App Wer macht was kannst du alle möglichen Haushaltsprodukte und Kosmetika auf Tierversuche checken.

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