Angefangen Aufzuhören

bedeutet für mich, meinen eigenen Herzensweg zu gehen - als Mensch, als Mutter und als Unternehmerin.

Hast Du schon angefangen aufzuhören?

Wisst ihr schon was es wird? Ja, ein Veganer!

Ich bin bei Weitem nicht die erste Mutter, die sich für eine pflanzliche Ernährung während ihrer Schwangerschaft entscheidet. Schon unzählige Frauen auf der ganzen Welt haben gesunde, vegane Kinder zur Welt gebracht und unlängst bewiesen, dass das möglich und machbar ist. Doch leider hat dieses Thema, trotz des immensen Fortschritts der veganen Bewegung, bisher noch sehr wenig Beachtung gefunden. So möchte ich jetzt die Chance ergreifen, meine eigenen Erfahrungen als vegane Mama mit euch zu teilen und Einblicke in unser Leben als vegane Familie geben.

Wieso unser Kind vegan aufwachsen wird

Zukünftige Generationen können die Welt in neue Bahnen lenken und umso früher wir anfangen, unsere Kinder für gesunde Ernährung, Nachhaltigkeit und Achtung vor dem Leben zu sensibilisieren, umso schneller kann der Wandel geschehen, den unsere Welt so dringend braucht.

Eine vegane Lebensweise ist dabei sicher nicht der einzige, aber mit Abstand der effektivste Schritt, den Jede/r von uns machen kann um mehr Frieden, Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Gesundheit für alle zu schaffen. Deswegen lebe ich auch, und gerade, in meiner Schwangerschaft vegan und werde mein Kind von Anfang an rein pflanzlich ernähren. Ich möchte ihm die besten Voraussetzungen für einen gesunden Start ins Leben bieten und ihm ein gutes Vorbild sein.

Was ist mit dem Papa und der Familie?

Für Marco und mich war die Frage nach der Ernährung unserer zukünftigen Kinder schon lange klar. Wir haben zusammen vor bald vier Jahren mit der pflanzlichen Ernährungsweise angefangen und leben seitdem aus tiefer Überzeugung vegan. So war für uns beide schon vor zweieinhalb Jahren völlig klar, dass auch unsere Hochzeitsfeier rein vegan sein soll (Meinen Erfahrungsbericht und viele Tipps zu veganem Heiraten findest du in meiner 6-teiligen Artikelserie „Der ultimative Guide für deine tierfreundliche und nachhaltige Hochzeit„). Völlig klar also, dass sich auch jetzt in Bezug auf unser Kind diese Frage überhaupt nicht mehr stellte.

Unsere Familie kennt uns natürlich gut genug, um unsere Lebensweise nicht mehr anzuzweifeln, besonders meine mittlerweile größtenteils vegan essenden Eltern. Lediglich ein paar besorgte Fragen meiner Schwiegermama galt es für mich zu beantworten, als sie durch unsachliche Medienberichte und Ängste anderer werdender Großeltern verunsichert worden war.

Wenn es um die Auseinandersetzung mit der Familie geht, halte ich es für hilfreich, die Sorgen der Anderen ernst zu nehmen und nicht als persönlichen Angriff zu verstehen, denn die meisten Verwandten wollen sicher einfach nur das Beste für das heranwachsende Kind. Wenn man als Mutter oder Vater dann gut informierte Antworten geben und fundierte Quellen nennen kann, sind die Ängste doch recht leicht aufzulösen. (Genauere Infos zu meiner Ernährung findest du in meinem Artikel „Meine vegane Schwangerschaft„)

Bei werdenden Eltern, die sich nicht beide vegan ernähren, ist die Frage, wie das Kind ernährt werden soll sicher nicht so leicht zu beantworten. Ohne Frage, wird beiden Eltern das Wohl ihres Kindes am Herzen liegen, daher sollten sich die beiden hier gut informieren und offen austauschen. Besonders auf der Seite des nicht-veganen Partners bestehen vielleicht Ängste vor möglichen Risiken der unbekannten Ernährungsweise, die aber mit entsprechender Recherche komplett aufzulösen sind. Hierzu empfehle ich die Veröffentlichungen der führenden Ernährungsorganisationen wie Academy of Nutrition and Dietetics, Bücher wie „Peace Food“ oder „Veganize your Life“ von Dr. Ruediger Dahlke und die Infoseiten der wichtigsten Verbänden für pflanzliche Ernährung:

Und natürlich möchte ich auch mit meinem Vorbild und den Einblicken in unseren Familienalltag zeigen, dass eine gesunde, vegane Ernährung in der Schwangerschaft und darüber hinaus gut umzusetzen ist.

Wie wird das Kind das finden?

Glücklicherweise kann ich hier aus meiner eigenen Kindheitserfahrung schöpfen. Meine Eltern leben beide seit 1980 vegetarisch und haben meinen Bruder (33 Jahre) und mich (30 Jahre) von Anfang an völlig fleischfrei ernährt, die Schwangerschaften eingeschlossen. Der Auslöser hierfür war damals eine schwerwiegende Krankheit meines Vaters, die er einzig durch seine selbstbestimmte Umstellung auf basische, vegetarische Vollwertkost nach Dr. Schnitzer in den Griff bekam. Die unglaublich positiven Resultate für seine Gesundheit waren der Hauptgrund, wieso meine Eltern beide Vegetarier wurden und auch uns so ernährten. Mit der Zeit kamen bei meinen Eltern auch die Erkenntnisse über die ökologischen Konsequenzen, der Zusammenhang von Tierproduktion und Welthunger sowie die Empathie für fühlende Wesen als weitere Überzeugungen für diese Ernährungsweise hinzu.

Wohlgemerkt, mit vegetarischer Ernährung kann man heute zwar kaum noch jemanden schocken, doch vor rund 40 Jahren sah das noch ganz anders aus! Den Begriff „Vegetarier“ kannten die meisten nur im Zusammenhang mit Gurus und religiösen Sekten. Alle praktizierenden Ärzte und sogar Heilpraktiker die meine Eltern kannten behaupteten, dass fleischfreie Ernährung nicht machbar sei und man tierisches Protein zwingend brauche. Mangels Internet gab es damals auch kaum Möglichkeiten sich unabhängig und selbstbestimmt zu informieren, geschweige denn Gleichgesinnte zu finden. Somit waren mein Bruder und ich immer die Einzigen in Kindergarten und Schule, die keine toten Tiere aßen. Nein, noch nicht einmal Fisch oder auch nur ein bisschen Speck… 😉 Das gab es bei uns daheim einfach nicht, ebenso wenig wie Weißmehlprodukte und Zucker. Stattdessen hatten wir dunkles Vollkornbrot, Frischkornbrei oder Fruchtriegel aus dem Reformhaus in unserer Pausenbox. Und es schmeckte uns! Es gab keinerlei Verbote von Seiten unserer Elten, sie lebten es uns einfach vor. Und weil Kinder das für „normal“ halten, was sie von ihrem Elternhaus kennen, interessierte uns das  Essen Anderer auch nicht weiter. Stattdessen begeisterte ich mich von klein auf für unsere Art des Kochens und lernte viel von meinen Eltern und auch meiner Oma, die auf unsere Ernährung Rücksicht nahm.

Auch gesundheitlich bewährte sich unsere Ernährungsweise ganz offensichtlich. Denn im Gegensatz zu den meisten anderen Kindern, die regelmäßig krank waren, immer wieder Antibiotika bekamen, an Heuschnupfen, Neurodermitis oder Ähnlichem litten, erfreuten wir uns bester Gesundheit, waren völlig allergiefrei und normalgewichtig.

Nur bei Besuchen in der Bäckerei unserer Verwandtschaft gab es Weißmehl und Zucker

Es ging uns also rundum gut mit unserer vegetarischen Ernährung. Nur der Umgang mit dem Umfeld war oft nicht so einfach für mich. Ich sah einfach immer das tote Tier auf dem Teller liegen, nicht das Schnitzel oder die Wurst. Es musste noch nicht mal als Tier erkennbar sein, wie zum Beispiel ein ganzer Fisch mit Augen, um mich zu ekeln. Bei Allem, das ich nicht von zuhause kannte, war ich skeptisch und fragte immer zuerst was es genau sei, bevor ich wagte es zu essen. Oft fragte ich meinen Opa sogar, welches Tier und welches seiner Körperteile er gerade esse. Die Antwort ließ mich immer wieder erschaudern und es blieb mir völlig unverständlich, wie jemand Leichenteile essen konnte! Besonders bei anderen Kindern, verstand ich oft die Welt nicht mehr, wenn sie ihre Haustiere wie Katzen, Hunde und Kaninchen liebevoll kuschelten und am Mittagstisch andere Tiere aßen, die jemand umgebracht hatte. So wollte ich am Liebsten Bundeskanzlerin werden um „Tiere essen“ verbieten zu können, doch ich lernte mit der Zeit lieber den Mund zu halten, um mich vor verletzenden Kommentaren und Ausgrenzung zu schützen.

Erst mit 26 Jahren kam ich dann mit veganer Ernährung in Berührung und ging den nächsten Schritt, um weniger Tierleid zu verursachen und noch gesünder und nachhaltiger zu leben. (Mehr dazu erfährst du hier: „Von vegetarisch zu vegan – Karins Umstellung„) Diese Entscheidung war eine der besten und bereicherndsten meines Lebens und das Interesse an Ernährung und Tierschutz, das seit frühester Kindheit in mir schlummerte wurde wieder wachgeküsst. Rückblickend bin ich unendlich dankbar, dass meine Eltern mir durch ihre Lebensweise diesen Weg bereits geebnet hatten. Dank ihrer mutigen Entscheidung musste ich niemals gegen meinen Willen tote Tiere essen und bekam ein aktives Interesse an gesunder Ernährung, Tierschutz, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit bereits in die Wiege gelegt.

Interessant ist es auch im Vergleich zu sehen, wie mein Bruder mit unserer Ernährungsweise umgeht und sich entwickelt hat. Wir unterscheiden uns nämlich charakterlich total und haben völlig andere Interessen. Er beschäftigt sich zum Beispiel gar nicht mit Tierschutz, hat die vegetarische Vollwerternährung aber dennoch bis heute beibehalten. Einfach weil er gerne isst, was er gewohnt ist und bisher keinerlei Reiz verspürt, Fleisch zu probieren. Er ist mittlerweile 33 Jahre alt und erfreut sich schon sein Leben lang bester Gesundheit! Auch er ist dankbar, als Kind mit vollwertiger Ernährung aufgewachsen zu sein und selbst bewusste Entscheidungen treffen zu können, was er essen möchte und worauf er bei Lebensmitteln wert legt.

Aufgrund dieser Erfahrungen, bin ich hoffnungsvoll, dass auch unser Kind dankbar sein wird für die gesunde und bewusste Ernährungsweise, die wir ihm bieten und vorleben.

Kinder sind empathisch

Ein wichtiger Punkt, der mir besonders aufgrund meiner eigenen Kindheit so klar und wichtig ist, ist der: Wir alle werden als mitfühlende Wesen geboren und eine enge, emotionale Verbindung zu Tieren ist uns von Natur aus zueigen. Jedes Kind interessiert sich für Tiere und Jede/r, der das Glück hatte im Kontakt mit Tieren aufzuwachsen versteht, dass Tiere Freude, Angst, Zuneigung oder Leid empfinden können so wie wir. Videos, wie das Folgende zeigen, wie stark Kinder diese Verbindung zu Tieren (noch) spüren können.

Ich persönlich bin davon überzeugt, dass wir Menschen von natur aus sozial und einfühlsam veranlagt sind und nicht gerne Anderen Leid zufügen. (Dazu ein interessanter Artikel) Solange keine äußeren Umstände wie Gefahr oder wirklicher Hunger uns dazu treiben oder unsere Sozialisierung uns es als „normal“, „natürlich“ oder „notwendig“ beurteilen lässt, wollen Menschen nicht freiwillig Tiere töten. (Zur Psychologie des „Tiere essen“ empfehle ich von Herzen das Buch „Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen“ von Dr. Melanie Joy)

So viel zu unserer Entscheidung, dass unser Kind vegan aufwachsen soll. Wir sind freudig gespannt, was uns noch alles erwartet! Es gibt ja so viel zu lesen, zu erfahren und auszuprobieren… Wir werden natürlich fleißig berichten!

Bis dahin genieße ich weiter das wunderschöne Gefühl, wenn der Zwerg in meinem Bauch herum tollt <3

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4 Comments

  1. Liebe Karin,

    ich freue mich so sehr für euch und euren veganen Zuwachs und finde es super spannend – zumindest virtuell- euch dabei begleiten zu können.
    Eure Entscheidung für eine vegane Schwangerschaft ist eine Entscheidung den Weg für ein gesundes und nachhaltiges Leben zu ebenen. Ihr könnt stolz auf euch sein und ich bin mir sicher, euer Nachwuchs wird es auch irgendwann sein.

    Mehr vegane Kinder braucht die Welt!!!

    LG Atra

    • Karin

      26. April 2017 at 21:33

      Danke für den lieben Kommentar, Atra!
      Auf ein baldiges Wiedersehen 🙂
      Liebste Grüße,
      Karin

  2. Liebe Karin, vielen Dank für deinen Artikel. Es freut mich immer wieder, wenn ich merke, dass ich nicht alleine bin und Bestätigung für unsere vor einiger Zeit rein pflanzlich vollwertige Ernährungsumstellung bekomme, die ich im vierten Monat meiner derzeitigen Schwangerschaft gut gebrauchen kann. Auch deine Tipps bzgl der supplementierung von Nahrungsergänzungsmitteln in der Schwangerschaft hat mir sehr geholfen. Vielen Dank auch dafür! Unser Sohn und mein Mann ernähren sich ebenfalls rein vegan und es geht Ihnen einfach unglaublich gut! Wir haben zum Glück eine Kinderärztin gefunden, die uns keine Angst macht, sondern uns darin unterstützt und mit macht. Unser Sohn ist jetzt ein Jahr und vier Monate und erfreut sich bester Gesundheit. Weiterhin viel Glück und eine entspannte Schwangerschaft! Liebe Grüße, Tina

    • Karin

      26. April 2017 at 21:37

      Wie schön zu hören, dass dir der Artikel geholfen hat und Mut macht!
      Ich wünsche dir auch eine wunderbare Schwangerschaft und eine entspannte und freudige Entbindung!
      Vielleicht habt ihr ja mal Lust auf eine schöne Auszeit in der Natur mit bestem Essen bei uns in TamanGa? Würde mich freuen!
      Liebe Grüße,
      Karin

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