Was für ein wunderschöner Samstag in Barcelona! Um 9 Uhr verlasse ich frisch und fröhlich mein AirBnB-Zimmer und selbst das trübe Wetter kann meine Laune nicht trüben. Ich fahre mit der Metro zum Arc de Triomf und mache schon in der U-Bahn die erste nette Bekanntschaft: der super offene Carlos, ursprünglich aus Uruguay und Künstler, zeigt mir sein Skizzenbuch und wir sprechen kurz über Tiere und Veganismus. Dann laufe ich zum Restaurant „Enjoy Vegan“, in dem ich gerne rohvegan frühstücken möchte. Doch die sind noch am Putzen und machen erst viel später auf als im Internet stand. Mein Magen knurrt, denn ich hatte bisher nur 2 Karotten. Also suche ich im nächsten Supermarkt nach etwas Sättigendem.
Vegane Sandwiches oder irgendetwas Ähnliches gibt es hier in keinem Standard-Supermarkt. Also bleibt mir nur die Keksabteilung für meine schwangeren Gelüste. Ich entscheide mich für süße „Tortas“ mit Olivenöl und Anis, das muss probiert werden! Lecker! Mit dem Anis, erinnert es mich ein wenig an das leckere Gewürz-Bananenbrot, dass ich in Indien öfter gegessen habe. Dann finde ich auch noch ein Café dass außen groß angeschrieben hat, dass es Soja-, Hafer-, und Mandelmilch anbietet. Yeah! Schaumiger Milchkaffee (für mich koffeinfrei) für 1,40€
Hier warte ich auf meinen Freund Edgar, den ich vom Tiergnadenhof kenne und mit dem ich heute Einiges vorhabe! Los geht’s mit einem Spaziergang vom Arc de Triomf, über den Hafen zu La Rambla und rein ins Gotische Viertel. Auf dem Weg sehen wir grüne Papageien in den Palmen nisten und wie verrückt zwitschern.
Beim veganen Take away-Deli „Gopal“ holen wir uns zwei Burger ohne Brötchen (der Spartipp von Edgar) für je 2,50€ und ein Stück Schoko-Erdnuss-Torte zu 3,50€ muss für mich natürlich auch sein. Im Supermarkt holen wir ein günstiges Baguette dazu und gehen damit zum Placa de Catalunya. Hier genießen wir unsere Leckereien im Sonnenschein mit Blick auf eine riesige Schar von Tauben, die von Familien und Kindern eifrig gefüttert werden.
Danach laufen wir zum unweit entfernten Secondhand-Laden „Humana“, ein weiterer Geheimtipp von Edgar. Noch nie habe ich einen so schön organisierten Laden für Secondhand mit solch guter Auswahl gesehen! In den folgenden Tagen will ich noch die anderen Stores dieser Kette besuchen.
Danach gehen wir zu einer Tierrechtsaktion, zu der mich Edgar eingeladen hat. Bei der „Earthlings experience“ steht ein Esstisch, gedeckt mit Tierprodukten wie Wurst und Käsepizza, im Zentrum. Daran sitzen zwei Menschen mit verbundenen Augen vor ihren Tellern. Mehrere Personen mit anonymen, weißen Masken stehen hinter dem Tisch und halten Laptops, auf denen Videoszenen aus der bekannten Dokumentation „Earthlings“ laufen. Die Clips zeigen verschiedene Formen der Tierausbeutung und machen unmissverständlich klar, welch unsagbares Leid in den Tierprodukten steckt, die die blinden Konsumenten verzehren. Mehrmals spricht auch eine/r der Aktivisten übers Megaphon, rezitiert Schlachtzahlen und erklärt Praktiken der Tierausnutzung. Das ganze ist ein echter Hingucker und zieht sehr schnell viel Aufmerksamkeit auf sich. Rund um die Szene verteilen mehrere Aktivist/innen stetig Aufklärungsflyer und beantworten die Fragen der Passanten.
Ich starte als einer der zwei Konsumenten am Tisch. Mit verbundenen Augen bleibt mir nicht viel zu tun als dazusitzen und mir warme Gedanken zu machen. Ich freue mich, dass ich die Chance habe, hier mitzuwirken und dass mein Baby schon jetzt so viel Spannendes mit mir erlebt. Innerlich lache ich, denn so sprachlos hat man mich als Aktivistin wirklich noch nie erlebt! 😀
In Intervallen von circa 45 Minuten tauschen wir die Positionen. Bei der nächsten Runde stelle ich mich mit Maske und Laptop hinter den Tisch und habe zum ersten Mal die Möglichkeit, die Reaktionen der Passanten zu erleben. Es ist krass, wie Jedem, der den Videos auch nur kurz seine Aufmerksamkeit schenkt, unweigerlich sein Gesichtausdruck entgleist! Wenige Momente reichen und die Menschen sind schockiert, angewidert, ungläubig empört oder den Tränen nahe. Es ist unglaublich spannend und da ich ja sonst nichts tun kann oder brauche, konzentriere ich meine Energie auf einzelne Passanten, bete innerlich dass sie sich für die gerade empfangenen Bilder öffnen und ihr Herz erweichen können. Dass die Bilder bei den Menschen so viele Emotionen hervorrufen, lässt mich jedenfalls hoffen…
Nach rund drei Stunden wird mir dann zu kalt und ich gehe mit Edgar los, um noch rechtzeitig zur „Feria Vegana“ zu kommen, eine kleine, vegane Messe, die monatlich stattfindet. Dort gibt es verschiedenstes Essen zu günstigen Preisen, vegane Kosmetik, ein paar Klamotten und coole Livemusik. Das alles sogar bei freiem Eintritt!
Das Essen schaut super aus und wir probieren drei verschiedene Gerichte, eine polnische Teigtasche, einen Hotdog und einen Linsenstrudel. Leider schmeckt alles davon nicht halb so gut wie es aussah, eher fad und undefiniert. Sehr schade! Doch das Ambiente ist cool und ich bin etwas neidisch, dass es so eine regelmäßige Veranstaltung (noch) nicht bei uns in der Gegend gibt. Dann bummeln wir noch durch die Stadt und entdecken überraschend einen willkommenen Snack! Bei vielen der kleinen Läden, die Getränke und Snacks verkaufen, gibt es indische Samosas. Wir stillen unseren unbefriedigten Hunger mit dieser Leckerei für nur 1€ pro Stück 🙂
Zum Abschluss kommt noch die Krönung des Tages. Ich entdecke einen Bioladen der Ökomode anbietet und verliebe mich sofort in ein Baby-Shirt mit lauter Tierchen drauf ❤ Der erste offizielle Kauf für unser ungeborenes Kind ist besiegelt. Denn ich bin mir sicher: es wird Tiere lieben!
Und so endet mein erster, erfüllender Tag in der spanischen Metropole ❤
In Kürze gibt es HIER noch mehr zu lesen.
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