Erschöpft und zufrieden voll gefuttert mit meiner ersten veganen „Tortilla de Patata“ sitze ich im Bett, umgeben von drei kuschelfreudigen Katzen. Es ist mein 3. Tag als Freiwillige in El Hogar und um halb 11 bin ich bereits hundemüde. Die Tage hier sind von morgens bis abends gefüllt mit verschiedensten Aufgaben, die letztendlich alle zum selben Ergebnis führen: glückliche Tiere und müde Menschen 😀
Heute früh um halb neun, nach dem gemeinsamen Frühstück, begann mein Arbeitstag damit, die Häuschen der Mäuse und Ratten aufzufrischen, das heißt komplett auszuräumen, zu säubern und wieder frisch mit Ästen, Streu und Spielzeugen zu dekorieren. Eine schöne Aufgabe, wie ich finde. Doch wir sprechen hier nicht von den üblichen Minikäfigen, in denen die meisten Haustier-Nager ihr Dasein fristen müssen. Nein, ein ausgebauter Wandschrank mit unzähligen Kuschel-, Kletter- und Versteckmöglichkeiten dient als Zuhause für „Naitiry“ und „Nit“, zwei weiße Mäuschen, die bei einer Protestaktion in Tordesillas von wütenden Stierkampfbefürwortern auf Tierschutzaktivisten geworfen wurden.
Boton, eine gerettete Wildmaus, die wieder in die Natur entlassen werden soll, wenn sie bei Kräften ist, darf sich zur Zeit im Badezimmer von Elena, der Gnadenhofbesitzerin, austoben. Und „Neu“, das blinde Albinorattenmädchen, kann nachdem sie dem qualvollen Tierversuchsslabor entkommen ist, nun ein ganzes Zimmer ihr eigen nennen und auf allerlei Ästen und Kisten herumkrabbeln.
So habe ich folglich den ganzen Vormittag allein nur für diese Arbeit gebraucht. Dann habe ich noch schnell den Salat für das Mittagessen zubereitet und um ungefähr 14 Uhr wurde gemeinsam gegessen. Es gab ein wunderbares brasilianisches Bohnengericht mit Tofuwürstchen und Reis, nebst Salat und einer süßen „Creme Catalan“, eine Art karamellisierter Vanillepudding. Die anschließende Siesta von einer guten Stunde, nutzte ich für ein Verdauungsschläfchen um mich um 16 Uhr erneut an die Arbeit zu machen. Zusammen mit einer anderen Freiwilligen machte ich mich daran, einer der Katzen, die verfilzten Haarbüschel abzuschneiden. Eine von uns streichelt, die andere schnibbelt.
Dann sollte ich den zwei anderen, deutschen Freiwilligen bei den Entenställen helfen, die ausgemistet und mit frischem Stroh bestückt werden müssen. Der stürmische Wind heute machte das gar nicht so einfach! Schon auf dem Weg zum Entenstall flog mir einiges an Stroh um die Ohren oder wahlweise in die Augen, beim Befüllen der Ställe versank ich dann vollends im Strohstaub. Als nächstes lief ich mit einer spanischen Helferin und strohgefüllten Schubkarren auch all die Behausungen der Schweine und Ziegen ab und verstreute haufenweise Stroh, damit die Tiere es nachts schön kuschelig haben. Bei dem weitläufigen Gelände (insgesamt umfasst der Gnadenhof 30 Hektar) wurden wir gerade noch rechtzeitig zur Dämmerung um halb 7 fertig.
Drinnen ging es dann für mich noch weiter mit Kartoffeln und Zwiebeln schälen für das Abendessen und dann hatte ich Zeit um mit den Hunden zu kuscheln und mich ein wenig mit den anderen Freiwilligen zu unterhalten.
In der Küche wurde die leckere Tortilla gebraten, eine Gemüsesuppe, Aufstrich und Brot vorbereitet und gegen halb 10 gab es dann endlich Abendessen. Ganz schön spät, ich glaube, selbst für Spanier!
Und hier sitze ich nun, um halb 11, satt, müde und zufrieden und freue mich auf eine erholsame Nacht, die dank guter Ohrstöpsel auch der krähende Hahn nicht stören wird 😉