Es ist soweit. Was mit verrückten Träumereien begann, wird jetzt Wirklichkeit. Wir steigen aus und probieren etwas ganz Neues!
Schon seit Längerem denken wir darüber nach, wie es wäre, einen anderen Beruf auszuüben oder sogar gar nicht gegen Bezahlung zu arbeiten. Wir träumen davon, zeitweise oder für immer in einem anderen Land zu wohnen und fragen uns, wie es sich anfühlen würde, in einer Gemeinschaft zu leben anstatt in der anonymen Großstadt.
Raus aus dem Hamsterrad
Besonders für meinen Mann Marco waren solche Ideen bisher ebenso verlockend, wie utopisch. Als Beamter auf Lebzeit fühlte er sich wie in einem goldenen Käfig: unfrei und festgefahren, aber (vermeintlich) sicher. Die Entscheidung, unsere finanzielle Absicherung durch seine Festanstellung aufzugeben, fiel ihm daher alles andere als leicht. Doch die Unzufriedenheit mit seinem Arbeitsalltag und die aufzehrende Schichtarbeit wiegen einfach zu schwer. Jedes mal wenn wir auf Reisen waren und er eine Auszeit von seinem Alltag als Polizist hatte, blühte er förmlich auf. So fröhlich und ausgeglichen war er wenn er sich zu Hause in der Arbeitsroutine befand selten. Rund zwei Jahre lang redeten und phantasierten wir also hauptsächlich in unseren gemeinsamen Urlauben über Möglichkeiten wie eine Weltreise, ein Sabbatjahr oder eine Auswanderung.
Rein ins Abenteuer
Tatsächlich fiel unsere Entscheidung auch während einer weiteren Reise. Im wunderschönen “TamanGa” in Österreich fühlten wir uns vom ersten Moment an wohl. Dieses kleine Paradies bietet alles, was wir zum Glücklichsein brauchen: köstliches bio-veganes Essen aus dem eigenen Garten, weite Natur und gute Luft, fernab von Großstadt und Kommerz, Schwimmteiche zum Baden, Spaß und Geborgenheit in der Gemeinschaft, aber auch individuelle Freiheit und Ruhe… (Unseren Reisebericht über TamanGa findest du hier)
Und das Tollste ist: wir können dort mitmachen! Das nicht-kommerzielle Projekt “DaSeinsZeit” bietet uns die Möglichkeit, gegen freie Kost und Logis in TamanGa mitzuarbeiten. Im großen Biogarten, in der Küche und in der ganzen Anlage gibt es immer genug zu tun und das Team hat uns herzlich aufgenommen. Nach nur ein paar Tagen war für Marco die Entscheidung gefallen: Er will seinen Job endgültig aufgeben und dort einsteigen!
Lust auf Neues
Auch ich war sofort Feuer und Flamme, denn ich hatte dort riesigen Spaß mit den tollen Menschen, konnte mich jeden Tag in der Küche kreativ austoben und fühlte mich einfach nur pudelwohl in dieser Umgebung.
Beruflich hält mich, im Gegensatz zu Marco, nicht viel. Eine Karriere als Lehrerin im Gymnasium kam für mich schon nach Abschluss meines Studiums nicht mehr in Frage – einerseits aufgrund mangelnder Stellen, andererseits weil ich mich mit dem deutschen Bildungssystem nicht identfizieren kann und will. Seitdem arbeite ich selbstständig im Messebereich, was mir zeitweise sehr viel Spaß gemacht hat, mich aber trotz allem nicht wirklich erfüllt. Mein Herz schlägt für Tiere, Gerechtigkeit und persönliche Weiterentwicklung. Das ist mir mittlerweile klar und ich will meine Energie und Zeit einfach nicht mehr für andere Dinge verschwenden.
Auch sonst fällt es mir nicht allzu schwer, Deutschland (wieder einmal) Goodbye zu sagen. Während meines Sprachenstudiums habe ich schon alleine in England, Frankreich und den USA gearbeitet und gelebt, was meinen Horizont sehr erweitert hat. Doch nach meiner Zeit in den USA war meine Abenteuerlust erst mal gestillt. Jetzt, mit meinem Lieblingsmenschen an meiner Seite, packt mich wieder die Abenteuerlust und ich freue mich riesig mit ihm wieder etwas ganz Neues zu probieren.
Bald gehts los!
Unser konkreter Plan ist nun, Deutschland ab 2016 zu verlassen und einfach auszuprobieren, wie uns ein Leben in Gemeinschaftsprojekten, als Volunteers und Backpacker-Nomaden, mit weniger Geld aber mehr Freiheit gefällt. Marco hat seine Stelle zum Ende des Jahres gekündigt, unsere Mietwohnung haben wir bereits aufgegeben, unseren gesamten Hausstand verkauft und verschenkt und die restlichen Wochen bis zum Abflug verbringen wir noch bei meiner lieben Mama.
Fest eingeplant ist, dass wir ab März als feste Mitarbeiter der DaSeinsZeit in TamanGa anfangen und die gesamte Saison bis Oktober dort verbringen. Da die DaSeinsZeit nur vom Frühjahr bis zum Herbst geöffnet ist, wollen wir in den Wintermonaten in andere Länder reisen und uns in verschiedenen Projekten ausprobieren. Daher gehts Mitte Januar erstmal los mit einer Reise nach Asien und unser Ziel heißt: Auroville im Südosten von Indien. Dort werden wir als Volunteers im Projekt „Sadhana Forest“ mithelfen, den dortigen Regenwald aufzuforsten. Und ab März starten wir dann, wie gesagt, bei der DaSeinsZeit in Österreich.
Große Augen bei Freunden und Familie
Die Reaktionen unserer Familie und Freunde auf unsere Pläne waren überraschenderweise durchwegs positiv. Unsere Eltern sind natürlich traurig darüber, dass wir uns nicht mehr so oft sehen werden und haben sich zuerst auch ein wenig gesorgt, aber letztendlich verstehen Sie sehr gut, dass wir unseren eigenen Weg gehen wollen und freuen sich für uns. Unsere Freunde und Bekannte waren total begeistert und finden unsere Entscheidung mutig und bewundernswert. Manche wollten am Liebsten gleich mitkommen 🙂 Doch so eine Entscheidung trifft man nicht von heute auf morgen. Für uns war es ein langer Findungsprozess und einer der Hauptgründe für diese krasse Veränderung war sicherlich Marcos Unzufriedenheit mit seinem Beruf.
Habt ihr auch schon mal davon geträumt, einen ganz anderen Lebensweg einzuschlagen, euren Beruf zu wechseln oder auszuwandern?



3. Januar 2016 at 16:21
Ja, als Mama von Marco war für mich die Ankündigung eines „neuen Lebens“ meiner Beiden erst mal ein richtiger Schock! Es hat Zeit gebraucht, meine anerzogenen und 60 Jahre konditionierten Gefühle wie Angst und Sorge um die Zukunft aufzugeben und darauf zu vertrauen, dass Marco und Karin ihre Entscheidung sehr überlegt und bewusst getroffen haben. Wenn ich heute von Freunden und Bekannten gefragt werde, sage ich mit Stolz und Liebe, wie toll ich es finde, dass die Beiden den Mut und die Energie für Neues haben, bei dem es nicht nur um sie selber geht . Und da wünschte ich mir manchmal auch für mich mehr von diesem „wir wollen die Welt ein bisschen besser machen“-Gen.
Meine Gedanken begleiten euch mit Liebe.
3. Januar 2016 at 18:17
Liebste Maman, danke für deinen tollen Kommentar! :-*
23. August 2016 at 18:44
Großartige Worte einer Mutter, die noch in dem System aufgewachsen ist, in dem es vorrangig um Sicherheit im Job ging und dennoch ihr Kind verstehen kann, das jetzt einen völlig anderen Weg eingeschlagen hat. Tolle Mama, tolle Geschichte und noch tollere Zeiten wünsche ich Euch 🙂
VG
Peffe
23. August 2016 at 18:58
Vielen Dank für deinen Kommentar, lieber Pfeffe!
Wir haben echt Glück, dass unsere Familie unseren Lebensweg so gut annimmt 🙂
Ich bin übrigens Fan von deinem Blog http://www.der-veganizer.de! Komm doch mal nach TamanGa und koch mit uns! 😉
Sonnige Grüße aus der Südsteiermark,
Karin
23. August 2016 at 19:00
Wie geil ist das denn 🙂 Cool. Ich liebe Österreich, da denke ich jetzt erst mal ernsthaft drüber nach 🙂
Viele Grüße aus dem Norden Deutschlands
Peffe
3. Januar 2016 at 21:42
Liebe Karin, beim Lesen bekomme ich tatsächlich gleich Lust, mit auszusteigen 😉 Ihr seid so super-mutig und man spürt die positive Energie und große Vorfreude für euer „Aussteigen“, das ist großartig!! Freue mich, hier auf dem Blog euren Weg bissl zu verfolgen und wünsche euch alles Gute, Glück und immer genug Gemüse am Start, grüne Grüße sendet Mä von es-grünt-so-grün ***
4. Januar 2016 at 12:16
Hey Mä,
Danke für die guten Wünsche! Schön, wenn wir dich ein bisschen inspirieren und mit auf unsere Reise nehmen können 🙂 Ganz liebe Grüße in den hohen Norden! Liebste Grüße, Karin
5. Januar 2016 at 10:38
Ja so wie du sehe ich das auch Inge. Ich wünsche euch beiden Marco und Karin alles Gute und viel Erfolg für die Zukunft. Gerne verfolge ich eure weiteren Unternehmungen, danke dafür.
LG Doris
7. Januar 2016 at 23:15
Vielen Dank, Doris! Wir freuen uns, wenn es dir gefällt und werden fleißig von unseren Erfahrungen berichten! Liebe Grüße, Karin und Marco