Nach einer sehr entspannten Zugfahrt mit netten, indischen Sitznachbarn und einer traumhaften Teilstrecke durch einen Regenwald, waren wir in Margao im Staat Goa angekommen. Mit dem Bus ging es weiter in das südlich gelegene Palolem Beach, das ich mir aus einem Bauchgefühl heraus als Ziel gesetzt hatte.
Die kleine Straße, die uns zum Strand brachte, war gesäumt von allerlei westlich angehauchten Restaurants und unzähligen Souvenir-Shops mit dem üblichen Touri-Konsum-Quatsch. Kurz hatte ich Zweifel, ob mich mein Gefühl fälschlicherweise nach Palolem Beach geschickt hatte. Doch sobald wir den breiten, schönen Strand sahen, waren wir einfach nur glücklich da zu sein. Wir suchten uns schnell ein günstiges Zimmer für die erste Nacht und sprangen gleich mal zur Erfrischung ins Meer – Und was für ein Meer das war! Türkises, sauberes Wasser, flach abfallend und angenehm warm, mit leichter Brandung und feinem, hellen Sandstrand, der gesäumt ist von großen, grünen Kokospalmen… Einfach nur perfekt!
Vom Wasser aus bekamen wir auch einen guten Überblick über die Bucht und merkten direkt, dass es bei Weitem nicht so vom Massentourismus überlaufen war, wie wir beim Anblick der Konsum-Meile zuvor gedacht hatten. Es gibt zwar viele Unterkünfte für Touristen, allerdings bestehen die alle aus ganz einfachen Hütten. Von riesigen Hotelblocks und protzigen Resort-Anlagen ist der Strand bisher verschont geblieben, denn laut Gesetz sind feste, langfristige Gebäude verboten. Alle Behausungen am Strand müssen vor der Monsunzeit abgebaut werden. Das führt dazu, dass es nur simple Holzhütten gibt, die jedes Jahr wieder neu zusammen geschustert werden. Abgesehen davon waren gerade auch einfach nicht so viele Touristen da, weil die Hochsaison im Februar und März schon zu Ende war. Mein Bauchgefühl hatte mich also doch nicht getäuscht – Palolem Beach war der richtige Ort für unseren entspannten Badeurlaub.
Am nächsten Morgen suchten wir uns eine eigene Hütte direkt am Strand, denn wir wollten es uns für ein paar Tage so richtig gut gehen lassen. Unweit vom ersten Zimmer handelten wir einen guten Deal für eine ganze Woche aus und bezogen gleich darauf unsere neue Residenz: eine eigene Strandhütte im ersten Stock mit Bad und Balkon sowie fantastischem Meerblick. Leicht wackelig war die Konstruktion zwar, aber das war ok.
Die kommenden Tage verbrachten wir erwartungsgemäß mit schwimmen, relaxen, lesen, Karten spielen und essen! Auch hier aßen wir am liebsten original indische Küche, die mit Abstand am veganfreundlichsten und am günstigsten ist. Die meisten Touris lassen sich am Strand mit dem guten Plastik- und Fukushimafisch das Geld aus den Rippen leiern, für uns gab es stattdessen fast täglich “Masala Dosa”. Das ist ein dünner, krosser Pfannkuchen aus Reis- und Linsenmehl, gefüllt mit einer würzigen Kartoffelmischung, und serviert mit einer Gemüsesoße und einem Kokosnuss-Dip. Super lecker und von Natur aus vegan! (Die meisten indischen Restaurants verwenden zum Braten übrigens aus Kostengründen Pflanzenöl statt traditionellem, tierischem Ghee.)
Aber auch israelische Falafel mit Hummus, Tahini, Pita, gebratener Aubergine und Salat landeten öfter mal auf unseren Tellern. Die leckeren Kichererbsenbällchen bei “Crystal Goa” gehören zu den Besten, die wir je gegessen haben!
In Palolem Beach gab es auch ein rein vegan-vegetarisches Restaurant namens “Zest” mit einer sehr abwechslungsreichen Karte. Trotz der recht hohen Preise dort, wollten wir das natürlich einmal ausprobieren. Besonders lecker fanden wir die Obst-Müsli-Variationen und die belegten Brote zum Frühstück, sowie die hausgemachte Eiscreme aus Pflanzenmilch.
Der rohvegane Kuchen und der Eiskaffee haben uns dagegen leider gar nicht überzeugt. Alles in allem war es dort auch einfach zu teuer und die Portionen für uns Schleckermäulchen zu klein, als dass wir öfter dort essen wollten.
Und zum Glück gab es im “Coffee Good Day” dann noch den leckersten “Vegan Coffee-Shake” weit und breit. Ich weiß nicht, was da genau drin war, aber es befriedigte nicht nur mein gelegentliches Verlangen nach Koffein, sondern schmeckte fast wie ein Dessert 🙂
Es war einfach nur traumhaft in Palolem Beach, doch nach einer knappen Woche merkte ich, dass ich vom ganzen Nichts-Tun langsam unruhig wurde und wieder eine Aufgabe brauchte. Da entdeckten wir passenderweise einen Flyer eines Tierheims in der Nähe und entschieden, dass wir uns das mal anschauen. Schon da hegte ich die Hoffnung, dass ich dort vielleicht meine Energie einbringen und tatkräftig mithelfen könnte.
Gesagt, getan – vormittags fuhren wir mit dem Roller in das rund 10 km entfernte Agonda zum Tierheim “ASA – Animal Shelter Agonda”. Am Eingang empfing uns die gute Seele und Leiterin des Heims, Brendy, sowie rund 20 zuckersüße Welpen, die uns freudig begrüßten. Brendy erzählte uns über sich und das Tierheim und zeigte uns die rund 20 niedlichen Katzen, die in ihrer Wohnung leben. Wir fühlten uns sofort wohl und wussten beide, dass wir wieder herkommen wollten um zu helfen. Brendy freute sich über unser Angebot und lud uns ein, an einem anderen Tag wieder zu kommen. An diesem Tag gab es nämlich nichts weiter für uns zu tun, weil im Behandlungsraum gerade operiert wurde.
Also machten wir uns auf, um uns die nahe gelegene Bucht Agonda Beach anzusehen und zu schauen, ob wir dort rüber ziehen wollten. Laut Brendy sollte es dort auch noch viel mehr “Shanti, shanti”, also ruhig und friedlich sein, als schon in Palolem Beach. Und sie hatte Recht. Denn obwohl auch hier die kleine Straße, die hinter dem Strand entlang führt, nur so strotzt vor Shops und Restaurants, ist der Strand extrem ruhig und stellenweise sogar menschenleer. Das gefiel uns gut und so war die Entscheidung gefallen, dass wir hier unsere letzten drei Wochen verbringen und als Volunteers im Tierheim helfen wollten.
Wir schauten uns also verschiedene Unterkünfte an und verhandelten Preise. Schlussendlich entschieden wir uns für eine süße Strandhütte mit großem Freiluftbadezimmer und Balkon im ersten Stock, am äußersten Nordende der Bucht. Und das Beste war, dass sie nur knapp 2 km vom Tierheim entfernt lag. Gleich am nächsten Tag checkten wir in Palolem aus und zogen rüber nach Agonda.
Am selben Tag fanden wir dort auch gleich ein erstes Lieblingsrestaurant an der Straße namens “Summer Point”, das fantastisches “Veg Thali” mit Blumenkohl, Kokos-Rote-Bete, Okraschoten, Linsendhal, Mango-Pickles, Reis und Roti für sehr wenig Geld anbietet.
Die herzliche Familie macht auch köstliche “Samosas”, frittierte Teigtaschen mit würziger Kartoffelfüllung, und “Banana Bread”, frittierte, süße Bananenbrötchen mit Kreuzkümmel. Als Snack zum Mitnehmen bekamen wir die auch immer liebevoll in Zeitungspapier verpackt.
Und am nächsten Tag ging es schon los mit unserem Volunteering im Tierheim. Mehr dazu erfährst du in diesem Artikel.
Mehr Fotos aus dem wunderschönen Goa findest du in unserem Facebook-Album.
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